So würden Sie ihn doch auch nicht trinken, oder?

So würden Sie ihn doch auch nicht trinken, oder?

Anläßlich eines Abendessens mit Weinbegleitung im einzigen ernst zu nehmenden Grazer Franzosen muss dieser Artikel verfasst werden.

Auslöser: Der fast ritualhafte Babymord der in der österreichischen Gastronomie statt findet, wenn es darum geht passende Weine zum Essen zu kredenzen.

Wir erlauben uns einen kleinen Rückblick auf ein grundsätzlich-erfreuliches Essen:

Dass die Brasserie Santner gastronomisch die Farben der Grande Nation in Graz hochhält – und zwar ansprechend hoch – dass ist nichts Neues. Insofern wollen wir uns damit auch nicht beschäftigen. Gab schon genug Lobgesänge. Die kann man wohl so stehen lassen.

Allerdings muss man anmerken: zu frankophilem Genussverständnis gehören REIFE Weine. Richtig reife. Und was beim Käse geht, dass sollte doch im Weinkeller auch machbar sein. Sollte man denken.

Mit nichten. Die Weinbegleitung zum 4-Gang Menu startet mit einem Rose-Crémant, Jahrgang egal. Sehr sauber, staubtrocken; macht richtig Lust auf mehr. Als zweiter Wein kommt ein kleiner Chablis. Auch kein schlechter Wein und aufgrund seines Gehalts und der Machart verzeiht man den Jahrgang 2011. Das ändert sich beim folgenden Riesling aus dem Elsass. Super-sauber gemachter Franzosenriesling, Minzenoten und helle Birne. Schön, aber sonst leider ohne Stütz … und einfach extrem Primärfruchtig. Schade, der kann in 3 Jahren sicher mehr. Ebenfalls 2011.

Der folgende  Sauvignon – also Sancerre – schlägt in die selbe Kerbe. Eukalyptus, frisches Gras. Mineralität lässt sich vermuten und erahnen – aber nicht mehr. Schließlich schreit uns die etwas unreife Primäraromatik direkt ins Gesicht.

Zum Fleischgang gibt´s dann den unvermeidlichen Burgunder; Chambolle-Musigny! Ließ großes vermuten. Geworden sind es recht sanfte Tannine und wieder viel Primäres – Erdbeeren und das dreckiger-Keller-Veilchen. Warum eigentlich? Ach so … 2009.

Zum Käse gab´s Banyuls 2010. Eigentlich egal aus welchem Jahr die Pflaumen-Nuss Combo stammt. Süss und bitter dominieren hier sowieso.

Zum Schluss verlässt man das Lokal nach gutem Essen und zahlreichen Weinen die viel versprechen aber dann leider (zu) wenig einlösen. Und wir vermuten mal ganz frech – das liegt zum Teil auch an der „Jugendlichkeit“ der Weine. Und dies könnte man doch ändern. Einfach länger liegen lassen und den alten Kalauer „der beste Wein is der verkaufte Wein“ engültig aus dem Langzeitgedächtnis radieren.

Das wär er – unser frommer Wunsch: Gebt der Jugend eine Chance – lasst sie reifen und altern!

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert