Josko Gravner – Breg Anfora 2005
EUHOPRIE AUS TONKRÜGEN von JOSKO GRAVNER
Lang lang ist´s her. Da war Josko Gravner für seine Chardonnays und Sauvignons von angeblichem Weltformat sehr bekannt. Die damals neuesten önologischen Erkenntnisse und modernste Technik sorgten für den Erflog. „The times are a changing“ wie wir wissen. Heute macht Josko Gravner bevorzugt Orange Weine. Und zwar solche, die uns immer weiter in das Naturprodukt Wein hineinführt … das meinen zumindest die Orange Wine Verfechter. Jedefalls haben diese Weine wenig gemein mit den Dingen die anderswo (setzen sie hier ein Industrieweingut ihrer Wahl ein) gemacht werden. Weine, die dank ausgeklügelterer Technologie immer uniformer schmecken.
Aber zurück zu Josko Gravner. Als erstes hat er die Stahltanks verbannt. Holzgebinde waren angesagt. In einem nächsten Schritt begann er den Wein in tönernen Amphoren zu keltern und auszubauen, wie es bei den Georgiern schon lange vor Christi Geburt üblich gewesen war.
Aber nicht nur im Keller war die 180° Wende angesagt im Weingut Gravner. Chardonnay ist verschwunden und Sauvignon spielt nur noch eine Nebenrolle. Im Mittelpunkt stehen heute die einheimischen Rebsorten, allen voran die Ribolla Gialla – die hat es Josko Gravner angetan. In einer der Neuanlagen stehen auf einem Hektar angeblich sage und schreibe 14 000 Pflanzen. Der Stockertrag liegt bei 300 Gramm. Seit dem Jahrgang 2001 baut Josko Gravner seine Weine während des ersten Jahres in Amphoren aus, es folgen sechs (!!!) Jahre in grösseren Holzfässern. Das nennen wir mal exzessiven Fassausbau. Geht auch nur mit vollreifen Traubenqualitäten. Die Weine danken es ihrem Macher auch: unvergleichliche Komplexität und ein aromatisches Profil, das jede herkömmliche Bewertung ad absurdum führt.
Wir durften BREG GRAVNER ANFORA 2005 kosten. Eine Cuvée (wie es scheint) aus Sauvignon Blanc, Chardonnay, Grauburgunder und Riesling Italico (also Welschriesling). Lange anhaltende Zitrusfrüchte und eine ordentliche Portion Mineralik finden wir. Und in der Recherchearbeit für diesen Artikel haben wir auch die Meinung des des Falstaff Chefredakteurs – Peter Moser – gefunden. Ausnahmsweise können wir uns dieser einmal anschließen:
Mittleres Bernstein, Orange Reflexe. Feine nussig Nuancen, unterlegt mit ein bisserl Steinobst (liest sich wie ein Kuchenrezept!?), Marillen, Zitruszesten, weiße Blüten, darunter Dörrobst. Mittlerer Körper, versteckt seine alkoholische Kraft hinter einer finessenreichen Säurestruktur und salziger Mineralik, gut integrierte Birne.
(Peter Moser)
Was soll man da nochhinzufügen… Josko Gravner, Anfora Breg – Orange Wine at it´s best? Das wissen wir nicht. Aber wiedermal finden wir einen Beweis dafür, dass man diese Art der Vinifikation und ihre Ergebnisse nicht pauschal verteufeln darf. Und genau das ist ja gerade recht hipp in der ach so chicen Weinsnoberia da draußen. Da halten wir allerdings wenig davon!
Als Musik zum Wein gibt´s diesmal etwas forderndes … nix easy listening … eben passend zum Wein. Den werden ja auch nicht alle verstehen.
SERVICELINKS:
Bezugsquellen sind in Österreich gar nicht so leicht zu finden. Wir haben allerdings eine faire Preis-Leistungs-Konstellation in der Vinothek des Weinguts Kracher, bei Kracher Fine Wine gefunden.
3 Responses to Josko Gravner – Breg Anfora 2005
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Ständig Flaschen im Bild. Der Weinblog der sich selbst nicht so todernst nimmt wie andere. Trotzdem wird hier "fachmännisch" in Wort, Bild und Ton über Weine aus aller Welt gesprochen und geschrieben. Weinbewertungen, Weinempfehlungen, wie man das so kennt. Aber eben vielleicht doch mal etwas anders.Wer?
Clemens Maria Frühstück
Musiker und Vinosoph seit frühen Tagen. Als Mittelburgenländer quasi zum Weinfreund geboren.Frank Bernhard Wonisch
Werber und angehender Inhaber gefährlichen, önologischen Halbwissens. Als Exil-Mürztaler in Graz, eigentlich eher zufällig weinaffin.Für wen?
Für Weinmenschen, die ebenfalls der Meinung sind, dass Wein kein steifes Umfeld braucht!Worum geht´s hier meistens?
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Das Thema „Kontrovers“ hatten wir heute schon mal. Leider kann ich bis jetzt keine eigene Meinung zum Orange Wein beitragen, weil mein erster Kontakt damit noch aussteht. Neugierig bin ich generell schon seit einiger Zeit, als mir ein Freund davon erzählt hat; die Neugier wird durch euren Beitrag eher noch verstärkt. Das Essen in dem Lokal, in dem es den besagten Orange Wein (welcher auch immer) gibt, rückt aber schon langsam näher. Und da die Weinkarte dieses Restaurants aufgrund früherer Erfahrung gar nicht von schlechten Eltern ist, hoffe ich auf ein positives Weinerlebnis…
Stimmt. Haben grad die kontroverse Phase hier bei uns. Wir haben das Thema ja schonmal in einem Video besprochen: http://www.flaschendreh.com/?p=593
Beitrag findest unter dem Titel ORANGE IS THE NEW BLACK 😉
Kann die baldige Meinungsbildung zum Thema ORANGE WINE nur empfehlen. Sehr spannend ist es jedenfalls. Und vieler dieser orangen Jungs sind echt tolle Speisenbegleiter. Aber das wichtigste bleibt: eigene Meinung bilden.
Welches Lokal wird es werden?
Reber’s Pflug in Schwäbisch-Hall / D
http://www.rebers-pflug.de/
Das letzte Essen (und Trinken) war jedenfalls eine Offenbarung. Termin steht noch nicht fest, aber ich freue mich jetzt schon drauf, da wieder mal hin zu kommen…